In Aktien von AirBnb, Booking.com und co. investieren

Geld verdienen mit Tourismus
Kann man überhaupt noch mit und im Tourismus Geld verdienen? Wir sehen und das an.

In diesem Artikel befassen wir uns mit der Frage, wie es um Aktien der großen touristischen Buchungsmaschinen im Corona Jahr 2020 bestellt ist und welche Entwicklungen zu erwarten sind. In vielen Ländern schlossen die Onlinegiganten und Bettenbanken dieser Welt Monat für Monat mit schwachen Zahlen. Lediglich die Sommermonate konnten etwas über die Flaute des Frühjahrs hinwegtrösten. Aber einmal ein Bett nicht belegt, kann es nicht mehr eingearbeitet werden.

Buchungsmaschinen profitieren von der Digitalisierung

Ja natürlich – sonst wären sie keine Online Buchungsmaschinen.

Hotels bluteten, da Fixkosten jegliche Rücklagen im Nu verbrannten. Da stete Reinvestieren besonders in der Ferienhotellerie ließ wenig Spielraum im Ersparten. Wie aber erging es den Betten Brokern wie Booking.com und Expedia? Konnte der Vorteil gegenüber Hotels und traditionellen Reisemittlern, nämlich die onlinebedingt niedrigen Overhead und Betriebskosten, genutzt werden?

Am Beispiel Booking.com (WKN: A2JEXP) lässt sich erkennen, dass es nach dem Crash eine zügige Erholung gab, bis zum Zeitpunkt der ersten Öffnungen Ende Mai. Das verhaltene Anspringen des Tourismus, die ungebremste internationale Verbreitung des Coronavirus und die folglich erschwerte, grenzübergreifende Mobilität ließen die Booking Aktie an der Börse mit einer stabilen Seitwärtsbewegung oszillieren. Dann kam der Tag, an dem Biontech und Pfizer einen effektiven Impfstoff in Aussicht stellten. Mit einem Schlag erreichte Booking.com an der Börse nahezu wieder Pre-Corona Niveau, obwohl sich die dramatische IST-Situation in keinster Weise geändert hatte. Nicht einmal der definitive Impfstart wurde bekanntgegeben. Alleine die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie ließ das Kursfeuerwerk starten.

Airbnb geht an die Börse



Nun ging mit dem Tag der Erstellung dieses Artikels auch der Vermittler von Privatunterkünften Airbnb an die Börse und ließ die Korken gewaltig knallen. Was wir hier miterlebten, veranlasste uns einen Artikel zu verfassen. Denn was bereits bei der Kursentwicklung von booking.com alleine durch Pressemitteilungen bemerkbar war, bestätigte das heutige Börsenspektakel rund um den neuesten Silicon Valley IPO.

Spulen wir an den Anfang des Börse Tags. Ursprünglich war vom Unternehmen eine Preisspanne von USD 44 – 50 angedacht gewesen. Noch kurz vor dem Börsegang korrigierte man die Spanne auf USD 56 – 60 für eine der 52 Millionen Airbnb Aktien (WKN: A2QG35). Schlussendlich landete der zugeteilte Kurs bei Börsegang auf USD 68. Gleich zu Beginn zündete die Rakete und knallte Freitag Abend bei beeindruckenden USD 149. Das bedeutet eine Börsenkapitalisierung von 103 Mrd. US Dollar.

Airbnb Euphorie hat mit Rationalität nichts zu tun

Der Zeitpunkt wurde perfekt gewählt. Zum einen bestätigt Renaissance Capital die „beste Zeit an der Börse“ zum anderen laufen 2021 Aktienoptionen langjähriger Mitarbeiter aus und somit wuchs der Druck, rechtzeitig an die Börse zu gehen. Ein weiterer Grund waren natürlich die Verluste in den ersten beiden Quartalen, bedingt durch die Coronakrise

Auch wenn man bei Airbnb den perfekten Börse Einstieg erwischt hat, so stellt sich schon die Frage auf welcher profunden Grundlage Investoren ihr „hart verdientes“ Geld in dieses Unternehmen angelegt haben. Natürlich gab es schon andere Tech Unternehmen, die aufgrund ihrer Aura, eines Hypes, oder einfach aus einer verrückten Börsenlaune ohne Gewinne zu Höhenflügen ansetzten. (siehe Tesla). Bei Airbnb ist die Situation jedoch unserer Ansicht nach, eine ziemlich riskante und fahrlässige.

Rote Geschäftszahlen von Airbnb

Wälzt man den 500 Seiten starken Börsenprospekt des Unternehmens, dann stößt man auf folgende, betriebswirtschaftliche Kennzahlen für den Zeitraum Jan – Sept 2019:

  • $3.700 Mio. – Umsatz
  • $   173 Mio. – operativer Verlust
  • $   223 Mio.Verlust nach Steuern und Finanzergebnis

2020 war ohne Überraschung kein besseres Jahr. Die zwangsvollzogenen Hotel- und Grenzschließungen zogen leere Wohneinheiten mit sich und bescherte Airbnb weniger Kommissionen auf verkaufte Betten als in den Jahren davor:

  • $2.500 Mio. – Umsatz
  • $   490 Mio. – operativer Verlust
  • $   697 Mio.Verlust nach Steuern und Finanzergebnis

Zudem wird ein buchhaltärisches Eigenkapital von MINUS $1,6 Milliarden ausgewiesen. In seiner Geschichte hat Airbnb insgesamt bereits $2,2 Milliarden verbrannt. Überhaupt gab es nur ein Jahr (2018) in dem wenigstens der operative Gewinn mit $180Mio. positiv war.

Branchenrisiko für Airbnb

Dies alles ließ jedoch Anleger kalt, ebenso wie die ellenlange Liste an Branchenrisken, die im Börseprospekt angegeben wurden. Denn neben einer Tourismusbranche, die noch etwas länger am Boden liegt, setzen Kommunen, politische Instanzen und ganze Staaten dem Unternehmen immer mehr zu. Neue Regulatorien und Einschränkungen werden geschaffen, um touristische Vermietung zu Gunsten von Wohnraumbeschaffung einzuschränken. Und dann wäre noch die Konkurrenz. Der große Marktbegleiter von Airbnb heißt Booking.com, jener Buchungsplattform auf der dieselben Häuser wie auf Airbnb noch professioneller und effizienter vermittelt werden. Die Betriebszahlen sprechen für sich (siehe unten). Neben der Marktführerschaft bei Hotels hat Booking.com ein weiteres Ass im Ärmel. Die Plattform hat Hotelliers und Kommunen hinter sich, da sie nach den Regeln spielt. Booking.com gilt nicht als „der böse Auswuchs einer Sharing Economy“.

Der verrückte Vergleich Airbnb vs. Booking.com



Hier kommt das oben erwähnte Unverständnis. Trotz all dieser risikobehafteten Informationen schafft es Airbnb, eine höhere Marktkapitalisierung zu erzielen als Booking.com. Wie kann das sein? Sehen wir uns dazu die Zahlen von Booking.com an.
Die betriebswirtschaftliche Kennzahlen für den Zeitraum

  • Jan – Sept 2019:
  • Umsatz: Booking $11.800 Mio. // Airbnb $2.500 Mio.
  • Operativer Gewinn Booking $4.200 Mio. // Airbnb -$490 Mio.
  • Gewinn nach Steuern und Finanzergebnis: Booking $3.700 Mio. // Airbnb -$223 Mio.
  • Jan – Sept 2020:
  • Umsatz: Booking $4.600 Mio. // Airbnb $3.700 Mio.
  • Operativer Gewinn Booking $478 Mio. // Airbnb -$173 Mio.
  • Gewinn nach Steuern und Finanzergebnis: Booking $224 Mio. // Airbnb -$697 Mio.

In der Bilanz:

  • Cash: Booking $12Mrd.  // Airbnb $4,4Mrd.
  • Book Equity: Booking $4,9Mrd. // Airbnb $-1,6Mrd.
  • Booking.com hat seit Bestehen $23Mrd. verdient
  • Airbnb hat seit Bestehen $2,2Mrd. verloren

Daraus ergibt sich ein Enterprise Value (Börsenwert Minus Cash) für
Booking.com von $75Mrd.
Airbnb von $99Mrd.

Wie bitte? Wie kann das sein? Wie kann ein Unternehmen wie Airbnb mit diesen vergleichsweise schlechten Zahlen eine höhere Marktkapitalisierung erzielen als das solide, risikogeringere Geschäftsmodel und Marktführerschaft von Booking.com? Eine rationale Erklärung gibt es nicht. Die Finanzfluten der Zentralbanken begünstigen das gewagte Spiel und lassen IPOs irrsinnig in den Himmel wachsen.

An dieser Stelle sei gesagt, dass ein Vergleich mit Unternehmen wie Tesla nicht zulässig ist. Ist gibt wohl kaum eine Vergleichsbranche, die zur Zeit weniger Umsätze erzielen kann.

Fazit

Auch wenn aus heutiger Sicht der Tourismus wieder zurückkommen muss, eine Impfung alles beschleunigen wird und wir Menschen uns nach dem Strand sehnen, so ist es momentan hochspekulativ, besonders in ein touristisches Tech Unternehmen zu investieren. (Zumindest für uns) sind manche Entwicklungen total vom wirtschaftlichen Ausblick entkoppelt. Vorhersagen erfolgen für Normalsterbliche durch die Glaskugel. Wer Spielgeld hat, kann sich durchaus daran versuchen. Für ernste, langfristige Anlagen sind wohle ruhigere Gewässer besser.

Gedanken zu weiteren touristischen und börsennotierten Unternehmen findet ihr in dieser Übersicht.

Wer sich lieber den Stress mit Einzelaktien ersparen möchte, der greift gerne zu einem ETF. Wir haben den aktuell einzigen Travel & Leisure ETF am Markt in diesem Artikel durchleuchtet.