Warum fährt man in England auf der linken Straßenseite

Linksverkehr in Großbritannien

Warum fährt man in England auf der linken Straßenseite? Die Antwort gibts auf planative.net - (c) Bild von pearly- peach auf Pixabay
Warum fährt man in England auf der linken Straßenseite? Die Antwort gibts auf planative.net - (c) Bild von pearly- peach auf Pixabay

Es gibt Eigenheiten und Traditionen, die einem sofort ins Auge stechen, wie Großbritanniens Liebe zu Mohnblumen, andere Zustände sind zwar auffällig werden jedoch nie hinterfragt.

Zum Beispiel; Gibt es den Arbeitsplatz von James Bond, den Geheimdienst MI6 wirklich? Warum fahren die Briten auf der linken Straßenseite, während der Großteil der Welt sich dem Rechtsverkehr verschrieben hat?

Diese scheinbar einfache Frage birgt eine reiche Geschichte voller kultureller, historischer und praktischer Überlegungen.

Die Briten fahren auf der falschen Seite…oder nicht?

Tja das ist unsere Sicht der Dinge. Ein Brite würde vornehm, aber bestimmt bei einer Tasse Tee exakt das Gegenteilige behaupten. Und tatsächich hat er mit seiner Ansicht nicht ganz unrecht. Tauchen wir ein in die Vergangenheit, um zu verstehen, wie die Tradition des Linksverkehrs in England entstanden ist und welche Einflüsse sie bis heute prägen. Von den ersten Pferdekutschen bis hin zur Ära der modernen Fahrzeuge werden wir die Gründe hinter dieser scheinbaren Abweichung von der Norm erkunden und die kulturellen Nuancen entdecken, die das Fahrerlebnis auf der linken Straßenseite in Großbritannien so einzigartig machen.

Die Geschichte des Linksverkehrs

Die Geschichte und kulturellen Hintergründe des Linksverkehrs sind tief in den Entwicklungen der Verkehrsmittel und den gesellschaftlichen Normen verwurzelt. Die Tradition des Linksverkehrs lässt sich bis in die Zeit der Pferdekutschen zurückverfolgen. In einer Ära, in der die meisten Menschen Rechtshänder waren und auf Pferden saßen, war es praktischer, auf der linken Seite der Straße zu reiten. So blieb die rechte Hand, die dominante Hand der meisten Menschen, frei, um Waffen zu tragen oder andere Reisende zu grüßen.

Vom alten Rom zur britischen Marine

Während der Blütezeit des britischen Empire hatte die Marine einen erheblichen Einfluss auf die Verkehrsgewohnheiten. Matrosen gingen von Bord auf der linken Seite, um ihre rechte Hand für das Festhalten von Waffen freizuhaben und potenzielle Feinde effizienter bekämpfen zu können. Dies war übrigens auch schon gängige Praxis im Mittelalter (wenn nicht sogar bereits im alten Rom), als Ritter sich nach links vom Pferd abschwangen. Die meist rechte Führungshand konnte so leicht am Schaft des Schwertes verweilen. Diese Praxis übertrug sich auf die Straßen und führte zu einem bevorzugten Linksverkehr.

Die Einführung des motorisierten Verkehrs in den frühen Tagen des Automobils bestätigte diese bestehende Tradition. Die Regelung des Linksverkehrs wurde beibehalten und fand nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen Teilen des britischen Empire Anklang.

Kulturell betrachtet hat der Linksverkehr in Großbritannien eine starke Identität und Symbolik entwickelt. Die Briten schätzen ihre Traditionen, und der Linksverkehr ist zu einem integralen Bestandteil der nationalen Identität geworden. Dies spiegelt sich nicht nur in den Verkehrsregelungen, sondern auch in der Art und Weise wider, wie Menschen ihre Städte planen und ihre Straßen gestalten.

Warum fahren andere Länder dann auf der rechten Seite?

Die Präferenz für Rechtsverkehr gegenüber Linksverkehr hat historische, kulturelle und pragmatische Gründe. Mit dem Aufkommen von motorisierten Fahrzeugen im 20. Jahrhundert und der Notwendigkeit effizienterer Straßennetze wurde in vielen Ländern der Wechsel zum Rechtsverkehr vollzogen.

Ein entscheidender Faktor für die Präferenz des Rechtsverkehrs ist die Dominanz von Rechtshändern in der Bevölkerung. Da die meisten Menschen Rechtshänder sind, ermöglicht der Rechtsverkehr eine bessere Kontrolle des Fahrzeugs. Widersprüchlich allerdings ist die Meinung von Verkehrsexperten. Für viele gilt Rechtsverkehr tendenziell als gefährlicher, weil man rechts schaltet, also die (bei Rechtshändern) schwächere linke Hand mehr lenkt.

In einigen Fällen waren politische Entscheidungen ausschlaggebend. Beispielsweise führten einige Länder, insbesondere während oder nach politischen Umwälzungen oder Unabhängigkeitsbewegungen, Veränderungen in der Verkehrsrichtung durch. Dies geschah oft, um die nationale Identität zu betonen oder um sich von ehemaligen Kolonialmächten zu unterscheiden.

Ein prominentes Beispiel für einen Wechsel von Links- zu Rechtsverkehr ist Schweden, das dies im Jahr 1967 durchführte. Die Entscheidung basierte auf dem Ziel, die Straßen sicherer zu machen und die Unfallraten zu reduzieren. Die Umstellung erfolgte schrittweise, wobei der Verkehr zunächst auf Überlandstraßen und dann in städtischen Gebieten umgestellt wurde.

Insgesamt war der Wechsel von Links- zu Rechtsverkehr oft eine pragmatische Entscheidung, um den Verkehr sicherer und effizienter zu gestalten. Es scheint als ob es mit der ersten Welle des Wechsels ein Kaskadeneffekt ausgelöst wurde, der schlussendlich in einer Standardisierung resultierte.

Wann stellte Deutschland auf Rechtsverkehr um?

In vielen Quellen liest man folgendes: Deutschland hat am 5. August 1933 auf Rechtsverkehr umgestellt. Die Entscheidung, vom Linksverkehr auf den Rechtsverkehr zu wechseln, wurde während der Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands unter Adolf Hitler getroffen. Der offizielle Name des Projekts war „Tag X“. Es gab eine Übergangsphase, um die Menschen auf den Wechsel vorzubereiten. Der eigentliche Tag der Umstellung, der „Tag X“, wurde sorgfältig vorbereitet und von umfassenden Informationskampagnen begleitet. Am 5. August 1933 wurden dann die Verkehrsteilnehmer aufgefordert, von Linksverkehr auf Rechtsverkehr umzustellen.

PM Wissen allerdings schreibt: „Während die meisten Territorien in Deutschland auf Gesetze verzichteten, verpflichtete Bayern 1862 alle Fuhrwerke, entgegenkommenden Fuhr werken nach rechts auszuweichen. Als die Straßen immer voller wurden, übernahm das Deutsche Reich diese Regelung 1910. Österreich konnte sich lange nicht zwischen links und rechts entscheiden – bis Hitler 1938 den Rechtsverkehr endgültig vorschrieb.“

Die Gründe für einen Wechsel lagen auf der Hand:

Viele Länder in Europa und der Rest der Welt praktizierten bereits Rechtsverkehr. Deutschland wollte seine Verkehrssysteme international standardisieren, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Handel zu erleichtern.

Die Umstellung auf Rechtsverkehr wurde auch mit wirtschaftlichen Erwägungen in Verbindung gebracht. Deutschland erhoffte sich eine Verbesserung der Verkehrseffizienz, insbesondere im Hinblick auf den Fahrzeugverkehr und den internationalen Handel.

Der Wechsel wurde auch als politische Maßnahme betrachtet. Die Nationalsozialisten wollten ein einheitliches, nationalkonservatives Bild vermitteln, und die Umstellung auf Rechtsverkehr war eine Möglichkeit, diese Botschaft zu unterstützen.

Fährt man auch in anderen Ländern auf der linken Seite?

Heutzutage ist der Linksverkehr nicht nur in Großbritannien präsent, sondern auch in einigen anderen Ländern, die historisch mit dem britischen Empire verbunden waren. Obwohl viele Länder aufgrund ihrer eigenen kulturellen und historischen Entwicklungen auf den Rechtsverkehr umgestiegen sind, bleibt der Linksverkehr in Großbritannien ein faszinierendes Beispiel für die tiefen kulturellen Einflüsse auf Verkehrsregelungen.

Neben Großbritannien gibt es zumindest 76 Länder und Territorien, in denen der Linksverkehr praktiziert wird. Hier ist eine Liste einiger Länder und Territorien:

  1. Australien:
    • Historisch bedingt durch die britische Kolonisierung, wurde der Linksverkehr übernommen und beibehalten.
  2. Indien:
    • Während der Kolonialzeit unter britischer Herrschaft wurde der Linksverkehr eingeführt und nach der Unabhängigkeit beibehalten.
  3. Japan:
    • Die Umstellung auf Linksverkehr erfolgte während der Meiji-Ära im späten 19. Jahrhundert, beeinflusst durch europäische Berater und Ingenieure.
  4. Neuseeland:
    • Ähnlich wie Australien wurde der Linksverkehr aufgrund der britischen Kolonisierung übernommen und beibehalten.
  5. Südafrika:
    • Historisch bedingt durch die britische Kolonialherrschaft wurde der Linksverkehr eingeführt und nach der Unabhängigkeit beibehalten.
  6. Malaysia:
    • Auf der Halbinsel und auf der Insel Penang wird auf der linken Straßenseite gefahren, was auf die britische Kolonialgeschichte zurückgeht.
  7. Singapur:
    • Auch in Singapur wird auf der linken Seite gefahren, was auf die Zeit der britischen Kolonisierung zurückgeht.
  8. Sri Lanka:
    • Der Linksverkehr wurde während der britischen Kolonialzeit eingeführt und nach der Unabhängigkeit beibehalten.
  9. Hongkong:
    • Historisch bedingt durch die britische Kolonialvergangenheit wird in Hongkong auf der linken Seite gefahren.
  10. Brunei:
    • Brunei, ein ehemaliges britisches Protektorat, hat den Linksverkehr beibehalten.
  11. Zypern:
    • Auf Zypern wird auf der linken Seite der Straße gefahren, was auf die britische Kolonialherrschaft zurückgeht.
  12. Fidschi:
    • Fidschi, ein ehemaliges britisches Kolonialgebiet, hat den Linksverkehr beibehalten.
  13. Mauritius:
    • Auf Mauritius, einer ehemaligen britischen Kolonie, wird auf der linken Seite gefahren.
  14. Irland:
    • In Irland wird aufgrund der britischen Geschichte auf der linken Straßenseite gefahren, ähnlich wie in Nordirland.

Es ist wichtig zu beachten, dass einige Gebiete und Inseln, die zu diesen Ländern gehören, möglicherweise unterschiedliche Verkehrsregelungen haben.

Ist der Linksverkehr in Großbritannien sicherer?

In Großbritannien, wo der Linksverkehr vorherrscht, bestimmt diese Verkehrsregelung die Dynamik auf den Straßen. Die Auswirkungen sind weitreichend und reichen von der Fahrspurwahl bis zu den grundlegenden Verhaltensweisen im Verkehr. Im Vergleich zum Rechtsverkehr, der in den meisten Ländern weltweit üblich ist, ergeben sich signifikante Unterschiede in der Fahrpraxis und den damit verbundenen Sicherheitsaspekten.

Hinsichtlich der Unfallstatistiken zeigen Studien, dass Länder mit Linksverkehr tendenziell niedrigere Unfallraten aufweisen als solche mit Rechtsverkehr. Ein Grund hierfür könnte die Tatsache sein, dass der dominante Blick auf den Gegenverkehr beim Linksverkehr zu einer erhöhten Aufmerksamkeit führt und somit Kollisionen reduziert werden.

Die Verkehrssicherheit in Großbritannien wird durch klare und eindeutige Verkehrszeichen und Straßenmarkierungen unterstützt. Diese sind speziell auf den Linksverkehr ausgerichtet, um Fahrer präzise zu leiten. Kreisverkehre werden im Uhrzeigersinn durchfahren, und Überholmanöver erfolgen auf der rechten Seite. Dies unterscheidet sich erheblich von Rechtsverkehrsländern, wo das Gegenteil die Norm ist.

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