Hier im Troubadour hatte Elton John seinen Durchbruch in den USA

The Troubadour West Hollywood - der NAchtclub in dem Elton John berühmt wurde - Bild von Gary Minnaert
The Troubadour West Hollywood - der NAchtclub in dem Elton John berühmt wurde - Bild von Gary Minnaert

Mittlerweile schaffte es der Kino Blockbuster Rocketman, die Biographie von Musiker Elton John ins Fernsehen. Wie die Zeit vergeht und endlich hatte ich Gelegenheit den Film in gebührender Bild & Tonqualität zu konsumieren. Meine Premiere mit Rocketman feierte ich am Ausklappscreen in der Lufthansa Holzklasse auf dem Weg nach SFO und LAX. (Wenigstens mit Extra Legspace)

Elton John und Eddie the Eagle sind beide Rocketmen

Eigentlich bin ich weder der große „Blockbuster auf Langstrecken“ Seher, noch ein allzu eingefleischter Elton John Fan. Allerdings hatte ich mir kurz davor auf einem anderen Flug „Eddie the Eagle“ reingezogen, aber auch nur, da ich den legendären und verrückten britischen Skispringer Michael „Eddie“ Edwards bereits persönlich kennenlernen durfte. Mit Taron Egerton in der Hauptrolle entlang Dexter Fletchers Regie lachte ich mir einen Ast von Minute 1 an. Somit musste Rocketman mit demselben Hauptrollen/Regie – Gespann die logische Konsequenz sein.

Ohne allzusehr ins Detail zu gehen, meine Bilanz: 120min sehenswertes Musicalerlebnis mit berührender und schockierender Story, die Stimmen von Wegbegleitern zufolge auch noch verharmlost sein soll. In meinem Kopf blieben zwei unglaublich gut inszenierte und emotionale Szenen hängen. Der Vater/Sohn Moment (ACHTUNG SPOILERALARM!) als Elton John eine Platte für seinen Vater signierte, in der falschen Annahme er wäre stolz auf seinen Sohn. Und…

Mit dem Crocodile Rock im Troubadour zum Durchbruch, oder nicht?

Die zweite berührende Szene im Film Rocketman war für mich der Bühnenmoment als Elton John sein Publikum elektrisierte und schwerelos den Crocodile Rock in die Menge des berüchtigten Troubadour schmetterte. Es war der erste Song seines Auftritts. Überhaupt war es der erste Song den er Live in den USA an diesem 25. August 1970 spielte und der Song schlug sofort ein. Das verwöhnte Publikum war begeistert und mit dem Crocodile Rock legte Elton den Grundstein für seinen Welterfolg.

So die Story. In Wirklichkeit spielte John seinen Crocodile Rock nirgendwo auf der Welt vor 1972. Denn erst auf seiner Australien Tour 1971, lange nach seinem Debut in den USA ließ sich Elton John vom Daddy Cool Hit „Eagle Rock“ zu seinem Crocodile Rock inspirieren.

Aber ich schweife ab. Mehr noch als das zu Bewegtbild gebrachte erhebende Gefühl, einen voll gepackten Club musikalisch zu beherrschen faszinierte mich der Club selbst. Offenbar ein organischer Sündenpfuhl, gespeist aus Alkohol, Drogen, Schweiß und American Spirit. Es war der Nachtclub The Troubadour in West Hollywood. Irgendetwas zwang mich dazu, nach dem Lokal zu googlen, sobald ich auf amerikanischen Grund und Boden wieder Wifi Signal hätte.

Gibt es den Nachtclub The Troubadour noch heute?

Die Einreise in die USA ist wie immer ein Horror, die Taxifahrt vom Airport zu meinem Hotel ein nervenzermürbender Stop-and-go trip. Ich check in mein Hotel 1 West Hollywood ein. Ich buchte das Hotel, da ich bereits zuvor zufrieden in dem Haus genächtigt hatte, die Cocktails Happy Hour bis 22.00 Uhr hält, die morgendlichen Eggs Benedict mehr als genießbar sind und ich tags darauf einen Event im gegenüberliegenden Andaz Hotel haben sollte, mir aber nicht die verrückte Hyatt Rate leisten wollte. Hat man außerdem einmal die legendengeschwängerte Luft des Sunset Strips geatmet, kann man nicht mehr ohne.

Im Zimmer abgelegt, schnappe ich mein Phone und frage google, was aus dem berüchtigten „The Troubadour“ wurde, beziehungsweise ob die Bar so real wie die Krokodilgeschichte ist. „9081 Santa Monica Boulevard“ spuckt mir Maps aus und indiziert eine Spazierdistanz von max. 25min. Ich halte es nicht aus. Das ist ja gleich in meiner Nachbarschaft! Ich hätte es mir aber auch denken können. Seit den späten 1950ern gilt West Hollywood mit dem angrenzenden Beverly Hills doch als der „Place to be“ Diese lange Tradition sorgt auch für den leicht morbiden Charme des einstigen Glanzes in dieser Gegend.

The Troubadour in bester Nachbarschaft

Nicht umsonst reihen sich legendäre Einrichtungen, wie die vermeintlichen Hotel-Vorbilder des „Hotel California“ im Song der Eagles, oder Johnny Depps Viper Room, vor dem Joaquin Phoenix‘ Bruder River einer Überdosis erlag. Direkt bei meinem Hotel liegt der Comedy Club, der seit 1970 die größten Comedians der Staaten hostete und Mel’s Diner, welches mit den famosen Milkshakes vermutlich zu unzähligen Diabetes II Erkrankungen beitrug. Generell gibt es hier an jeder Ecke etwas zu erzählen. Von einem Hotel fiel Jim Morrison von den Doors vom Dach, beim nächsten Hotel verunglückte der deutsche Fotograf Helmut Newton und eine Straße weiter haben Lindsay Lohan und Britney Spears aus den wildesten Gründen Hausverbot.

An dieser Stelle muss auch das Saddle Ranch Chop House erwähnt werden. Eine der trashigesten Wildwest Bars außerhalb von Oklahoma mit feurigen Buffalo Wings und Live Bull Riding. Schaufensterpuppen im Saloon Girl Look winken dir von den Fake Balkonen herab und im schwach beleuchteten Inneren der Saddle Ranch wartet eine ordentlich bestückte Bierbar.

Was ist so besonders am Troubadour?

Der New Yorker Doug Weston (dessen Name noch heute die Front des Troubadour ziert und der im Film Rocketman von Tate Donovan verkörpert wird) stolperte in den späten 1950ern über das Café Troubadour am Earl’s Court in London und eröffnete eine Replika in L.A. Kurz darauf siedelte er das Lokal an den heutigen Standort am Santa Monica Bvd. um, wo es seitdem durchgehend geöffnet hat. Ursprünglich war das Café als Treffpunkt für Folk Music gedacht, wo sich mit der Zeit immer mehr Singer / Songwriter trafen. Dazu gibt es auch eine interessante Doku aus 2011.

Ein richtiger In-Treff wurde der Laden in den späten 1960ern. Immer mehr nationale Musikhelden fanden dort ihre Entdeckung und Neil Diamond nahm ebendort seine Live Alben auf. Er war es auch, der 1970 Elton John zu seinem ersten Auftritt in den USA im Troubadour brachte. The Troubadour ging jede Musik Strömung mit und Talente des New Age ebenso wie des Punks traten dort auf. Bad Religion, Napalm Death brachten Gigs. Guns N‘ Roses, Mötley Crüe, W.A.S.P und Poison brachten den Glam Rock. Überhaupt hatten Guns N‘ Roses im Troubadour ihre aller erste Show und ebenfalls die erste Reunion show 2016 mit Duff und Slash. Es folgen Radiohead, Papa Roach, Arctic Monkeys, Coldplay, Franz Ferdinand, Billy Talent und und und. Rise Against drehte mehrere Tage vor Ort für ihre Doku „Lost Generation„. Auch wenn es Nirvana dorthin nie geschafft hat, so ließ es sich Dave Grohl später mit den Foo Fighters nicht nehmen.

Obwohl nur ca. 500 Personen (vor allfälligen Corona Regelungen) in den Troubador passen, ringen sich Stars wie um Auftrittsmöglichkeiten in den größten Arenen. Der Nachtclub platzt nahezu aus allen Nähten mit Geschichten, Gerüchten und Legenden. Wenn immer es euch nach West Hollywood verschlägt, haltet Ausschau nach dem Programm des Troubadours. Es lohnt sih definitiv ein Teil der Legende zu werden!